Agrarökonomische Analyse von Verfahren zur Erzeugung lignocellulosehaltiger Biomasse und deren Akzeptanz in der Landwirtschaft Baden-Württembergs

Beim Übergang in eine biobasierte Zukunft spielt die landwirtschaftliche Produktion von Biomasse als Rohstoff für neue Materialien eine wichtige Rolle. Dabei könnten in Zukunft mehrjährige Anbauverfahren von Lignozellulose-liefernden Pflanzen, wie Kurzumtriebsplantagen (KUP) und Miscanthus, von Bedeutung sein. Allerdings ist der Anbau dieser Kulturen bisher aus verschiedenen Gründen, unter anderem wegen der geringen Rentabilität, nicht weit verbreitet.

Ziel dieses Teilprojekts war es, die Einstellung der Landwirte in Baden-Württemberg zum Anbau von KUP und Miscanthus zu untersuchen. Hierfür wurden in den Regionen, die als grundsätzlich geeignet eingestuft wurden, Befragungen von Landwirten inklusive eines Choice Experiments, durchgeführt. Die Eignung der entsprechenden Regionen wurde zuvor anhand von Rentabilitäts- und Risikoanalysen unter Berücksichtigung der natürlichen Standortfaktoren ermittelt.

Insgesamt wurden 117 Landwirte in den Vergleichsgebietsgruppen Unterland/Gäue, Rhein/Bodensee und Bauland/Hohenlohe befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass der KUP- und Miscanthusanbau ceteris paribus negativ bewertet wird. Für die mehrjährigen Anbauverfahren werden, sofern es keine Abnahmegarantie für das Erntegut gibt, Kompensationszahlungen bzw. höhere Deckungsbeiträge erwartet, die deutlich über die Nutzungskosten der Fläche und die Kapitalkosten hinausgehen. Im Durchschnitt erwarten die Landwirte dabei Kompensationszahlungen in Höhe von ca. 460 €/ha für KUP und 400 €/ha für Miscanthus.

Bemerkenswert ist jedoch, dass sich diese Kompensationsforderungen um rund 420 €/ha reduzieren, sofern den Landwirten eine Abnahmegarantie für das Erntegut gewährt wird. Werden die Lignozellulose liefernden Kulturen auch durch Berufskollegen in der Nachbarschaft angebaut, verringert sich der im Durchschnitt erwartete Deckungsbeitrag um ca. 120 €/ha. Hieraus kann geschlossen werden, dass keine generelle Abneigung gegen die betrachteten mehrjährigen Anbauverfahren besteht. Die Landwirte verhalten sich grundsätzlich ökonomisch rational. So wirkt sich die Höhe der anfänglichen Investitionskosten erwartungsgemäß hemmend auf den Anbau von KUP bzw. Miscanthus aus. Zunehmende Deckungsbeitragsschwankungen senken die Wahrscheinlichkeit, dass Landwirte ein mehrjähriges Anbauverfahren wählen. Letzteres trifft allerdings auch auf die gängigen Ackerkulturen zu.

Aus den im Choice Experiment untersuchten Teilnutzenbewertungen ergibt sich, dass die Präferenzen der Landwirte bezüglich der beiden Verfahren recht heterogen sind. Es besteht somit eine beträchtliche Spanne in der Wahrnehmung des Nutzens der mehrjährigen Anbauverfahren, die sich auch in einer relativ großen Spanne der impliziten Kompensationsforderungen widerspiegelt. Weitere Modellschätzungen zur Erklärung der heterogenen Präferenzen zeigen, dass sich eine zunehmende Betriebsgröße negativ auf die Bereitschaft KUP anzubauen auswirkt. Ein zunehmendes Alter und eine höhere Bildung der Landwirte verringern den Nutzen, der dem Anbau der beiden Kulturen beigemessen wird. Allerdings bewerten Landwirte mit längerer Berufserfahrung den Anbau von KUP positiver. Je risikoaverser ein Landwirt ist, desto stärker reduziert eine Zunahme der anfänglichen Investitionskosten seinen Nutzen.

Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass eine Abnahmegarantie für das Erntegut ein wichtiges Instrument zur Unterstützung des Anbaus von KUP oder Miscanthus sein kann. Auch die Etablierung von Lignozellulose-Clustern, in denen anbauende und verarbeitende Unternehmen konzentriert sind, könnte ein Weg sein, diese Kulturen ohne den Rückgriff auf eine direkte Subventionierung zu fördern.

ProjekttitelAgrarökonomische Analyse von Verfahren zur Erzeugung lignozellulosehaltiger Biomasse und deren Akzeptanz in der Landwirtschaft Baden-Württembergs
InstitutionUniversität Hohenheim, Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre
Beteiligte WissenschaftlerProf. Dr. Christian Lippert, Dr. Tatjana Krimly, M.Sc. Caroline Janas
Projektstatusabgeschlossen